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Bericht über die Tschechischen Meisterschaften im Messerwerfen und Axtwerfen in Kladno am 5 u. 6.Mai 2007 (IV. rocník mistrovství Ceské republiky)
von Michael Pahl
Einleitung
Wie alle Jahre wieder fanden und finden in Tschechien wieder
jede Menge Wettbewerbe in Messer- und Axtwerfen statt.
Es existiert in Tschechien eine rege Werfer-Szene, die hauptsächlich in Westernclubs oder Kampfsportgruppen organisiert ist.
Die zahlreichen Wettbewerbe finden jedes Jahr zu festgelegten Zeiten und an immer denselben Orten statt.
Nachdem ich schon 2004 zusammen mit Norbert Maier (Präsident des "European Throwing Club Flying Blades e.V.") beim "Indianer Jones Festival" in Rymarov dabei war, zog es mich dieses Jahr zusammen mit Gregor Paprocki und Karel Ganderak nach Kladno (nahe Prag) zum "IV. rocnik mistrovstvi CR v bojovem a intuitivnim oviadani vrhachich zbrani".
Bitte nicht fragen was das heißt, mein tschechisch ist eher
schwach. Heißt sowas ähnliches wie "intuitives und Kampfwerfen".
Gregor Paprocki (der mittlere im Bild rechts), gebürtiger Pole, ist einer der besten Messer- und Axtwerfer westlich der Ukraine. Karel (rechts im Bild) war nur als Zuschauer dabei. Der linke bin ich und treffe mit Messer und Axt manchmal auch etwas.
Wer aus erster Hand etwas über den Wettbewerb in Kladno erfahren möchte, schaut am besten bei www.sebu.cz um oder nimmt Kontakt zum Präsidenten des Clubs S.E.B.U auf. Tschechisch ist allerdings Voraussetzung:
Milan Babuka
Wer selbst mal bei einer der zahlreichen Veranstaltungen mitmachen möchte, schaut am besten bei folgenden Sites vorbei:
oder fragt direkt nach bei Thomas Maurer (spricht Englisch):

Übersicht Wettkämpfe
Als erstes eine Übersicht über die durchgeführten Wettkämpfe. Detailiertere Beschreibungen siehe weiter unten.
Die Wettbewerbe waren derart zahlreich, dass ich mich möglicherweise an einige Details nicht mehr richtig erinnere. Wer es genau wissen will, schaut nach bei www.sebu.cz/klani2007.pdf
Als allgemeine Regeln gelten:
- Es darf jeweils nur eine Axt bzw. ein Messer benutzt werden.
- Das Messer bzw. Axt darf während des gesamten Wettbewerbs nicht ausgetauscht werden.
- Die maximale Schneidenbreite für die Axt beträgt 10cm.
Für viele Wettbewerbe gibt es Zeitlimits, das Messer bzw. die Axt muss selbst wieder geholt werden. Wird das Zeitlimit überschritten, darf nicht mehr geworfen werden. Wie lang die Zeitlimits der einzelnen Wettbewerbe waren, weiss ich nicht mehr. Übrigens empfiehlt es sich, seine Kondition auf ein gutes Niveau zu heben, da sonst schnell die
Puste ausgeht, vor allen Dingen bei den 8m Wettbewerben.
Die Wettkämpfe im Einzelnen
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Auf die Zielscheibe wird mit Axt und Messer geworfen, und zwar mit jedem Gerät jeweils 10 Würfe von 4, 6, und 8m. Es sind somit 10x3=30 Würfe jeweils mit Axt und Messer zu absolvieren.
Für jede Distanz und jedes Wurfgerät besteht ein Zeitlimit, im dem die Würfe absolviert werden müssen. Das Wurfgerät muss selbst wieder geholt werden.
Soweit nichts ungewöhnliches bis auf vielleicht die Entfernung von 6m für die Axt, die bei bei den Meisterschaften des European Throwing Club Flying Blades e.V. nicht geworfen wird, da sie der natürlichen Wurfentfernung für Äxte nicht entspricht.
Die Tschechen benutzen allerdings sehr kurze und relativ leichte Äxte, sodass das Gerät gut zu steuern ist. Ausserdem werfen sie auch "Zwischenentfernungen" (wie 6m), indem die Schneide der Axt beim Wurf nach oben statt zum Boden zeigt. Somit sind auch halbe Umdrehungen möglich.
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Gregor bei der "Arbeit" (8m Messer)
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Die Bretterwand mit dem "Fenster" steht ca. 4m vom Ziel entfernt.
Es werden jeweils 5 Würfe mit dem Messer von 4m (Stand direkt vor Fenster) und 6m (Stand 2m vor dem Fenster) ausgeführt. Auch hier besteht ein Zeitlimit.
Sieht leichter aus als es ist, vor allen für grosse Leute, da das Messer öfter mal am oberen Fensterrahmen dagegenknallt. Es empfiehlt sich also kniend zu werfen.
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Der Werfer steht mit dem Gesicht zum Baum. Es erfolgt ein Kommando, worauf der Werfer hinter dem Baum hervortritt und mit dem Messer auf das ca. 4m entfernte Ziel wirft.
Dieser Vorgang wiederholt sich 5 mal. Das Messer darf während des Stehens hinter dem Baum in der Hand gehalten werden (muss bei einigen Wettbewerben vor dem Wurf in der Scheide stecken).
Der Wurf muss sofort nach dem Kommando erfolgen (höchstens nach ca. 1 Sek. oder so).
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Auf dem Gelände stehen 5 (oder 6, genaue Anzahl habe ich vergessen) Pflöcke zufällig verteilt. Jeder Pflock ist mit 3 Farbringen (rot, blau, gelb) bemalt. Die Farbringe sind bei jedem Pflock in einer anderen Reihenfolge angemalt. Der Durchmesser der Pflöcke beträgt ca. 20 bis 30cm. Jeder Pflock trägt am oberen Ende eine Nummer, die die Reihenfolge vorgibt, in der geworfen wird. Die Numerierung der Pflöcke erfolgt kurz vor dem Wettkampf, sodass niemand weiss, welcher Weg gegangen werden muss.
Vor dem Wettkampf muss jeder Wettkämpfer mit einem Würfel seine Farbe (z.B. blau) auslosen. Wenn er diese Farbe am Pflock trifft, erhält er die meisten Punkte. Allerdings gibt es auch einen Punkt, wenn er die Pflöcke überhaupt trifft (und nicht nur seine Farbe).
Der Wettkampf beginnt auf Kommando, indem der Pflock mit der Nummer 1 von einem ca. 4m entfernten Startpunkt beworfen wird.
Anschliessend wird von Pflock Nr. 1 auf Pflock Nr. 2 geworfen, und so weiter. Die Entfernung zwischen den Pflöcken beträgt zufällig etwas zwischen 3m und 8m. Der Parcour wird mit Messer und Axt gegangen. Es besteht auch hier ein Zeitlimit.
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Michael sucht den Weg durch's Gestrüpp
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Ein Tisch und ein Stuhl werden ca. 4m vor dem Ziel aufgebaut. Der Werfer sitzt auf dem Stuhl und muss so tun, als wenn er Brot schneidet (das Messer darf allerdings auch an der Klinge angefasst werden).
Das Werfkommando erfolgt durch eine Signalfahne, die direkt am Ziel befestigt ist und durch eine Vorrichtung mit Schnur vom Schiedsrichter bedient wird. Es muss sofort nach betätigen der Signalfahne geworfen werden. Zeitverzögerungen machen den Wurf ungültig. Der Wurf muss sitzend erfolgen.
Der Vorgang wird 5 mal wiederholt. Geworfen wird nur mit Messer.
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Ein etwa 30cm langer Holzzylinder mit ca. 20cm Durchmesser wird ungefähr 1m vor einem ca. 4,5 bis 5m entfernten Ziel pendelnd aufgehängt.
1. Durchgang
Auf Kommando wird das Pendel losgelassen und schwingt vor dem Ziel. Spätestens nach dem 4. Durchgang des Pendels durch den unteren Bahnpunkt muss auf das Ziel geworfen werden. Das ganze wird 5 mal wiederholt, geworfen wird nur mit Messer.
2. Durchgang
Wie 1. Durchgang, nur wird diesmal auf das Pendel geworfen.
Große Hast ist hier nicht von Vorteil. Mit Ruhe und Kaltblütigkeit geht es am besten.
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Zwischen 4m und 6m werden 5 bunte Markierungen in den Boden gesteckt. Die Entfernungen sind im Wettkampf für alle Werfer gleich, allerdings niemanden exakt bekannt.
Der Wettkämpfer zieht aus einen Sack blind 5 Scheiben mit Farben. Er kann dabei eine Farbe mehrfach ziehen, z.B. 3x blau, 1x gelb, 1x rot. Dem Wettkämpfer wird nicht gesagt welche Farben er gezogen hat.
Der Wettkämpfer baut sich vor die 6m Marke auf und wartet auf das Kommando. Ob das Messer vor dem Wurf in der Scheide stecken muss habe ich vergessen.
Dann wird dem Werfer wird eine seiner gezogenen Farben zugerufen. Augenblicklich stellt er die Spitze seines Standfusses auf die entsprechende Markierung und wirft. Das ganze wird entsprechend der gezogenen Farben 4mal wiederholt. Axt wird hier nicht geworfen.
Meiner Meinung nach ist hier die Loserei mit den Farben nicht glücklich. So spielt Glück eine Rolle, wenn ein Werfer 4 oder 5 mal seine bevorzugte Entfernung zieht.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Gregor bei dieser Disziplin den
ersten Platz gemacht hat. Welche Farben er allerdings gezogen hat, verrate ich nicht :)))
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Geworfen wird ab 4m mit 5 unbekannten (aber gleichen) Messern.
Im Panzerschrank des Clubs S.E.B.U. liegen 5 Messer, die nur einmal im Jahr für diesen Wettbewerb herausgenommen werden. Vielleicht sind es auch jedes Jahr andere, für Gregor und mich waren sie auf jeden Fall unbekannt.
Es werden sodann durch Auslosen Paare bestimmt. Bei jeden dieser Paare ist zuerst einer der, der dem anderen das Messer zuwirft und der andere der Werfer der auf das Ziel wirft. Nach 5 mal werfen wechseln sich die beiden ab.
Der Fänger darf dem Werfer sagen, wie er das Messer zugeworfen haben möchte. Nach Fangen des Messers darf dieses nicht mehr in der Hand gedreht werden, daher wird es mit der Klinge gefangen, muss auch augenblicklich mit Klinge geworfen werden. Allerdings darf das Messer mehr oder weniger weit in der Hand verschoben werden.
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Geworfen wird mit jeweils Axt und Messer ungefähr zwischen 3,5m und 4m.
Es werden durch Auslosen 2 Gegner bestimmt die gegeneinander antreten. Diese stellen sich nebeneinander vor dem Ziel auf, Messer oder Axt in der Scheide (oder Gürtel, auf jeden Fall nicht in der Hand).
Auf Kommando ziehen beide das Wurfgerät aus der Scheide und werfen. Wer schneller wirft und trifft, gewinnt. Treffen beide nicht, werfen sie nochmal. Werfen beide gleich schnell, gewinnt der mit der höheren Punktzahl. Der Verlierer scheidet aus, der Gewinner geht in die nächste Runde. Zum Schluss bleibt nur einer übrig.
Auch hier gilt, nicht immer der schnellste (oder besser hastigste) gewinnt, sondern der mit den besseren Nerven.
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Es werden dicht nebeneinander, aber in der Tiefe versetzt, 5 Ziele aufgebaut. Jedes Ziel trägt eine Nummer, die die Entfernung angibt. Die Entfernungen betragen 4, 5, 6, 7 und 8m.
Vor dem Werfen zieht der Wettkämpfer 5 Zahlen (4 bis 8). Dabei kann
er eine Zahl mehrfach ziehen.
Der Werfer steht mit dem Rücken zu den Zielen und hat das Messer in der Scheide (Axt wird bei diesem Wettkampf nicht geworfen). Jetzt erfolgt eine Kommando-Folge von 3 Wörtern. Die Dauer der Kommando-Folge dauert 3 Sekunden, der Wurf muss innerhalb dieser 3 Sekunden erfolgt sein.
Erstes Wort: Achtung (natürlich auf tschechisch)
Der Werfer darf das Messer ziehen und sich umdrehen.
Zweites und drittes Wort: z.B. 24, 24 oder 27, 27.
Dies bedeutet Ziel Nr.4 oder Ziel Nr.7
Auch hier gilt, das Auslosen der Ziele begünstigt die Glückspilze.
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Dieser Wettbewerb wird nur mit der Axt geworfen.
Es wird von den Entfernungen 8, 9, 10, 11 und 12m geworfen. Beginnend bei 8m hat jeder Werfer 3 Würfe. Wenn nur einer trifft, geht er zur nächsten Entfernung und wirft wieder 3 mal usw. bis 12m. Bei den Würfen muss mindestens ein Fuß in der Ein-Meter-Zone vor der Distanzmarkierung stehen.
Wie das Ganze gewertet wird, war mir nicht ganz klar. Irgendwie gewinnt derjenige, der bis 12m kommt und irgendwie die meisten Punkte hat (oder so).
Aber für Gregor und mich war es sowieso egal, da wir beide schon bei 9m ausgeschieden sind. Hatten wir beide doch nur die Äxte dabei mit denen wir normalerweise so 15 bis 20m werfen (wer's glaubt) und die somit mächtig schwer und nicht gut steuerbar sind, im Gegensatz zu den leichten Äxten der Tschechen.
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Als die Nacht hereinbrach in Kladno, wurde der letzte Wettkampf mit Axt und Messer ausgetragen.
Geworfen wird von 4m. Das Ziel wird durch eine Kerze beleuchtet.
Es werden pro Wurfgerät (Axt oder Messer) je 3 Durchgänge a 5 Würfe gemacht. Dabei wird pro Durchgang das Ziel immer schwächer beleuchtet. Beim letzten Durchgang wird die Kerze hinter das Ziel gestellt und man sieht nur noch eine schwarze Fläche.
Selbst wenn man die Entfernung kennt, ist das nicht so ganz einfach. Irgendwie stimmt das, was man sieht, nicht zusammen mit dem was man weiß. Für mich war es daher am einfachsten, als ich überhaupt nichts mehr gesehen habe.
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Impressionen
Anbei noch einige Bilder vom Umfeld. Am Abend vor dem Nachtwettkampf gab es noch eine kleine Show mit Poi-Schwingern und einer Show-Tanzgruppe.
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