Einige Messerwerfer geben sich nicht damit zufrieden, in Geschäften nach dem für sie idealen Wurfmesser zu suchen, sondern entwerfen selbst welche und schmieden diese dann auch in Heimarbeit. Ein paar solcher Messer werden in dieser Sammlung vorgestellt.
Wer sich selbst als Messermacher betätigen will, für den gibt es unsere Anleitung zum Bau eines Wurfmessers.
Dieses Wurfmesser hat mir Kari Salonius aus Finnland geschickt. Er ist hauptberuflich Schmied und macht für Freunde in seiner Freizeit manchmal Messer. Dieses Exemplar ist aus Hardox, einem Metall, dass auch für Baggerschaufeln verwendet wird. Der Werkstoff kann zwar nicht gehärtet werden, verbiegt sich aber so gut wie nicht.
Das Messer ist ziemlich groß (33cm) und schwer (400g), aber die Proportionen stimmen, auch der Schwerpunkt ist in der Mitte. Für weitere Entfernungen eine ziemlich optimale Kombination. Die Kanten sind alle abgerundet, ebenso das Griffende.
Fasst man am Griff an, so ergibt sich automatisch eine Haltung, bei der der Daumen auf der Verbreiterung ruht, die Rundung des Griffs schmiegt sich in die Handfläche. Das ist etwas ein Nachteil, da Variationen der Haltung zur Anpassung an die Entfernung oder den persönlichen Stil hier schlecht möglich sind (insbesondere ist ein Hammergriff mit Daumen auf der Seite ziemlich wacklig). Beim Klingengriff, der durch die Rundung der Klinge sehr sicher und voll ist, hat man die volle Flexibilität.
Natürlich ist die Klinge nicht scharf. Sie wird allerdings ausgehend von den 6mm Dicke zur Spitze hin flacher, so dass das Messer ausgezeichnet ins Ziel eindringt, was auch durch die längliche Form der Spitze begünstigt wird.
Es macht Spaß, dieses Messer zu werfen, es fliegt gut und hat eine ansprechende Optik.
Im Nachfolgemodell hat Kari Salonius einen wichtigen Punkt geändert: Der Griff ist etwas dünner geworden, er ist gerade und nicht mehr gekrümmt, und länger geworden weil die Verbreiterung zwei Zentimeter zur Klinge gewandert ist. Das erlaubt nun, am Griff auf viele verschiedene Arten anzufassen, man hat mehr Flexibilität. Eine zweite Verbreiterung ist dazu gekommen, doch die dadurch entstandene Mulde ist nicht zur Ablage des Daumens geeignet, er bleibt beim Loslassen des Messers hängen.
Allerdings kam durch die Mulde eine neue Möglichkeit dazu, man kann das Messer jetzt wie einen Speer werfen! Dazu fasst man es mit Zeige- und Mittelfinger zwischen den Verbreiterungen, der Daumen stützt von unten. Richtig geworfen, dreht sich das Messer jetzt nicht im Flug, die Klinge zeigt immer nach vorne. Da das Messer (im Gegensatz zum Gyro Dart) nicht speziell für diesen Speerwurf optimiert wurde, ist es schwer, dabei viel Kraft dahinter zu bekommen, und es steckt nur in sehr weichem Holz.
Das verbesserte Modell wirft sich sehr schön, allein die Spitze ist nicht flach genug, was das Eindringen ins Holz erschwert.
Kari Salonius wollte ein Wurfmesser, das bei Mountain-Man Treffen verwendet werden kann, wo die geschichtliche Situation in den Rocky Mountains zwischen 1800 und 1840 nachgespielt wird. Deshalb sieht es einem Trapper-Jagdmesser sehr ähnlich. Der Griff besteht aus zwei auf den Stahl aufgeklebten Lederstreifen, die dann noch mit Kupfernieten fixiert wurden. Das Rohleder wurde nass auf den Griff genäht. Durch Abschrecken wurde die Schneide gehärtet, so dass sie für Campingarbeiten geschärft werden kann, während der Messerrücken weich blieb, um beim Aufprall auf das Wurfziel nicht gleich zu brechen.
Mit einer Länge von 29cm und einem Gewicht von 434g ist das Wurfmesser von der schwereren Sorte. Die Klinge ist 6mm dick, wird allerdings zur Spitze zu schnell genug so schmal, dass das Messer gut steckt. Für eine volle Umdrehung benötigte das Wurfmesser bei Testwürfen 1,85m. Da es fast mittig balanciert ist, kann es sowohl vom Griff (empfohlen) als auch von der Klinge geworfen werden. Überraschender Weise kann man es von der selben Stelle ohne Wurfänderung mit beiden Griff-Varianten werfen. Dies liegt daran, dass wegen der scharfen Klinge der Klingengriff tief angesetzt wird, was die Rotation sehr verlangsamt.
Dieses Wurfmesser ist das erste von dem ich behaupten würde, dass es zum Werfen genauso gut geeignet ist wie zum Campen.
Michael aus Bayern betreibt das Werfen fast schon wissenschaftlich. Er war mit keinem Wurfmesser im Handel wirklich zufrieden, und bastelt daher an eigenen Entwürfen. Dieses Messer ist ein Ergebnis seiner Bemühungen, allerdings ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen!
Da ja leider nicht jeder über eine Schmiede verfügt, ist das Messer aus relativ weichem, 5mm dicken Blech hergestellt. Es ist 28cm lang, 294g schwer, der Schwerpunkt liegt in der Mitte. Die Kanten könnten noch abgerundet werden, stören aber nicht. Fasst man am Griff an, so kann man den Daumen ziemlich natürlich auf die Kante zwischen Griff und Klinge legen, das abgerundete Griffende spießt nicht in die Handfläche. Da der Griff keine Wölbung hat, schmiegt er sich nicht so gut in die Hand wie beim Wurfmesser von Kari Salonius. Allerdings hat man so maximale Freiheit bei der Variation der Haltung, man kann sogar zur Klinge hin rutschen ohne durch eine spitze Verdickung daran gehindert zu werden. Der Klingengriff ist perfekt.
Das Messer sieht noch ziemlich eckig aus, an verschiedenen Stellen wären Rundungen optisch und wurftechnisch besser. Auch läuft die Spitze nicht flach genug zu, was ein Steckenbleiben des Messers erschwert.
Insgesamt ist dieses Messer etwas für Werfer, die volle Kontrolle über ihr Messer wollen: es sind viele Variationen der Haltung möglich, und beim Wurf muss noch nicht zu viel Kraft aufgewendet werden. Die erwähnten kleinen Mängel könnten beim nächsten Modell alle leicht ausgebügelt werden.
Bauanleitung für dieses Wurfmesser
Der Fire Gladiator hat sich nach den brennenden Faka-Wurfmessern an ein neues beeindruckendes Projekt gemacht, die Gladiator Blades. Ohne große Planung, schrieb er, einfach mal losgelegt:
"Habe einfach einige 5mm-Restblechstücke genommen und 5 Stunden an der Form gearbeitet. Dann das Material gehärtet, probegeworfen, und noch nachgeschliffen. Anschließend wurden die Messer in Kupfer und Nickel galvanisiert bei einem Bekannten, dabei ist eine schöne Oberflächenspannung entstanden. Rosten tun meine Gladiator Blades also auch nicht.
Die Messer wiegen 250 Gramm und sind 180mm lang. Ich werfe sie mit dem Hammergriff, für eine volle Drehung bis zum Ziel stehe ich bei 3,80m. Beim Werfen auf dicke Eichenscheiben muss man mit viel Druck und sehr sauber Werfen. In normalen Balken oder Wurfwänden stecken die Wurfmesser aber seht gut."
Die meisten selbst hergestellten Wurfmesser werden nur in kleinsten Stückzahlen hergestellt - für den Schmied selbst zum werfen, und für einige werfende Freunde. Björn Williamsson aus Schweden ist eine Ausnahme: Als er das für sich perfekte Design gefunden hatte, entschloss er sich, das "Knifen" getaufte Wurfmesser über
seinen Online-Shop zu verkaufen und so allen zugänglich zu machen.
Das Knifen-Wurfmesser sieht sehr elegant und hochwertig aus, mit angedeuteter Parierstange und Skelett-Löchern im Ende des Griffs. Die Klinge sieht scharf aus, ist es aber nicht, ein Steg von ½mm wurde stehen gelassen. Das heißt, man kann sich nicht versehentlich an der Klinge schneiden (die Spitze ist natürlich trotzdem spitz, wie es sich gehört). Für den Wurf von der Klinge bevorzuge ich trotzdem den Klingengriff, bei dem die Klinge von der Handfläche weg zeigt. So geworfen, treffe ich zuverlässig aus 3,2m Entfernung mit ½ Umdrehung. Vom Griff geworfen, stehe ich für eine Umdrehung bei 2,75m - näher als sonst üblich. Die Löcher im Griff helfen dabei, immer die gleiche Handhaltung zu haben, allerdings muss man beim loslassen etwas aufpassen, dass die Löcher nicht etwas in der Handfläche hängen bleiben. Auch mit der leichten Wölbung des Griff-Rückens ist das Knifen Wurfmesser gut für Würfe ohne Drehung geeignet. Insgesamt nehme ich das Wurfmesser gerne für Würfe von der Klinge.
Technische Einzelheiten: Das Wurfmesser ist 26,5cm lang, und mit 164g ziemlich leicht für seine Größe. Es ist mittig balanciert, der Stahl ist nicht rostfrei.
Werner Lengmüller aus Regensburg wirft nicht nur sehr gut (fünf Medaillen auf der Meisterschaft 2013 beispielsweise), sondern baut auch gerne selbst Wurfmesser. Das hier ist ein modifizierter Nachbau eines "Branton - Emerson Tactical Thrower" (entworfen 2007 von Bobbby Branton und Ernest Emerson).
Material: Stahl CK 60 (Wst. 1.1221), 5mm dick, gehärtet auf ungefähr 55 Rockwell, nicht rostfrei, Griff Karbon 5,3mm (geklebt mit doppelseitigem Klebeband, verschraubt mit Buchschrauben 5mm x 10mm).
Wer Werners Wurfmesser, auch den Pirate Spinner, käuflich zu erwerben sucht, wird vielleicht bei ThrowingZone in Frankreich fündig.
Die Grafknives aus Polen sind sehr robuste Wurfmesser, die entweder bekannte Vorfahren haben (etwa Bowie Messer), oder für spezielle Zwecke entworfen wurden (wie das "Juggle"). Die Herstellung geschieht professionell, Michał Prądzyński von Grafknives lässt von einem Freund bei
Melon Tools fertigen. Die Wurfmesser sind aus 40HNMA Stahl, einem robusten polnischen legierten Baustahl, der bis knapp unter 50 HRC Rockwell gehärtet wird. Die Oberflächen sind alle verzinkt, damit
vor Rost geschützt, und gleiten nur dann aus der Hand, wenn man es will. Die Hände allerdings muss man nach dem Training manchmal waschen, weil sich Schäden in der Beschichtung eine Zeit lang mit schwarzen Streifen auf der Haut bemerkbar machen.
Michał verschickt weltweit, fragt ihn einfach (auf Englisch) nach aktuellen Preisen.
Zwei der Modelle hatten wir Gelegenheit zu testen: Das T1 Personal (vorne), und das T5 Juggle (hinten).
Das Personal ist eine Neuauflage der bekannten Bowie Axe. Wenn man das Messer das erste Mal in der Hand hält, fällt als erstes die genaue Verarbeitung auf. Der Griff ist gerade, so kann das Messer gleichmäßig aus der Hand gleiten Der Klingenrücken behält bis zur Spitze seine Dicke bei und ist dadurch sehr stabil. Überdrehte Würfe bleiben allerdings schlechter im Holz stecken. Die Klinge selbst hat durchgehend eine Dicke von 1,5mm, was mir sehr gefällt, weil man sich dadurch nicht schneiden kann.
Maße: Gewicht 435g, Länge 35,0cm, Dicke 5mm, Schwerpunkt mittig;
Die Klinge des Juggle ("Jonglieren") wird nach der Parierstange erst noch einmal schmal, und lässt sich in der Luft deshalb gut greifen. Aber Achtung, die Spitze ist und bleibt spitz! Das Messer dreht sich schnell, auf eine Entfernung von 3m ist der Griff nicht ganz in der Hand wie üblich, sondern schaut 2cm unten aus der Faust heraus. Die Form des Messers ist dafür ausgelegt, den Daumen bequem auf den Messerrücken zu legen, und damit die Umdrehung nochmals zu verlangsamen.
Maße: Gewicht 331g, Länge 34,9cm, Dicke 5mm, Schwerpunkt von der Mitte um 1cm zum Griff hin verschoben;
Dieses Messer ist komplett handgemacht. Entstanden ist es aus der Idee, ein komplett anderes Wurfmesser mit Sägezähnen zu machen.
Als Material habe ich normales Eisen genommen, 4mm dick, 3cm breit und 22cm lang. Nach dem Übertragen meiner technischen Zeichnung auf das Werkstück habe ich die Silhouette mit einem kleinen Winkelschleifer herausgearbeitet. Dann Löcher in den Griff gesägt und in die Klinge, letztere habe ich dann zu den Sägezähnen erweitert.
Für das Härten habe ich das Wurfmesser in Kohlen gelegt, dann erhitzt bis das Messer glühte. Anschließend gleich in altes Öl getaucht, und dann (mit Glaswolle bedeckt) wieder in die Kohlen gelegt, zum Abkühlen.
Nach der Oberflächen-Politur kam dann dieses schöne Wurfmesser heraus. Wegen der Zähne kann man es nur vom Griff her werfen. Meine bevorzugte Wurfdistanz ist so 4-5m.
Diese "No Spin" Wurfmesser hat Roy Hutchison aus London speziell für seinen Lieblingswurf hergestellt: Würfe ohne Umdrehung.
Roy erklärt, wie er die Messer herstellt, und wie man sie ohne Umdrehung wirft.