In seinem zehnten Jahr fand das Große Werfertreffen der EuroThrowers erstmals als Europäische Meisterschaft statt. 46 Athleten aus 7 Nationen (Italien, Deutschland, Frankreich, Russland, USA, Polen, Tschechische Republik) waren teilweise mehrere Tausend Kilometer gereist, um bei diesem historischen Ereignis1 dabei sein zu können, sich im Messerwerfen und Axtwerfen zu messen und über den Sport auszutauschen. Stark vertreten war dieses Jahr Russland, mit jeweils einer Mannschaft aus
Moskau und
Samara. Letztere hatte für jeden Werfer ein Gastgeschenk mitgebracht, und für die Veranstalter noch ein spezielles Wurfmesser (siehe Bild) und eine Medaille mit Samara-Prägung.
Veranstaltet wurde die Meisterschaft von der italienischen Werfervereinigung Associazione Lanciatori Sportivi Italia, unter Leitung von Americo Sabato mit viel Unterstützung durch seine Vereinskollegen, insbesondere Eugenio Jonni. Für dieses Wochenende hatte der Bogensportverein, mit dem sich die Messerwerfer das Jahr über das Gelände teilen, einige Bahnen für die Wettbewerbsstände abgetreten. (Wenn die Zeit nicht so knapp gewesen wäre, hätte ich gerne eine Einführung in den Bogensport bekommen.). Die Organisation war sehr professionell, mit 10 extra angeheuerten Schiedsrichtern (fünf jungen Damen und Herren, offensichtlich ausgewählt nach Photo-Tauglichkeit) und den Damen vom Schiedsrichterzelt.
Ab Freitag Mittag trafen die ersten Teilnehmer auf dem Gelände ein, und konnten auch gleich beginnen, sich auf den Übungsscheiben einzuwerfen. Die 5 Wettbewerbs-Bahnen waren natürlich absolut tabu. Einige der Werfer zelteten vor Ort (oder waren gleich mit dem Campingwagen gekommen, wie eine Männer-Gruppe aus Süddeutschland), andere waren in Hotels in der Umgebung untergebracht. Die übliche Sprachvielfalt brach sofort über einen herein, aber die meisten Werfer-Themen lassen sich auch nonverbal abhandeln. Und für kompliziertere Sachen wusste man bald, wer in welche Sprache übersetzen kann.
Vor den Wettbewerben am Samstag musste sich jeder Werfer registrieren, die standardisierten Europäischen Regeln für Messerwerfen und Axtwerfen lagen dabei mehrsprachig aus. Anschließend durfte jeder aus einem Säckchen seine Startnummer ziehen. Auf allen Bahnen wurde gleichzeitig geworfen, war ein Teilnehmer mit einer Disziplin fertig, so rief der Schiedsrichter den nächsten in der Reihe aus (es ist erstaunlich, in wie vielen Ländern es den Namen Michael gibt, und wie verschieden man ihn aussprechen kann). Mittags gab es eine italienische Mahlzeit (Primo Nudeln/Lasagne, Secondo Bratenscheiben mit Brot, eingelegtes Gemüse), wer sonst Hunger hatte konnte sich an einem Stand mit kleinen Snacks versorgen. Bis zum Abend waren alle Disziplinen mit Standard-Entfernungen geschafft, und die Teilnehmer und ihre Familien brachen auf, um Rom zu erkunden; Viele blieben auch nach dem Werfertreffen noch einige Tage vor Ort, um Kolosseum und Palatin und die sonstigen Sehenswürdigkeiten der ewigen Stadt gebührend würdigen zu können.
Am Sonntag sah das Wetter etwas wankelmütig aus, gab sich dann aber mit einem kurzen Schauer zufrieden, dessen Nässe von der Sonne rasch wieder weggetrocknet wurde. Für den Distanzwettbewerb in Messer und Axt wurde extra das große 1m-Ziel aufgebaut, zusammengesetzt aus 9 kleineren Blöcken, da so dicke Bäume eher eine Seltenheit sind. Die Regeln wurden mehrsprachig noch einmal erläutert, dann versuchte jeder Werfer einzeln, genau beobachtet vom Publikum, sich in eine möglichst große Wurfentfernung vorzuarbeiten (ein Treffer aus 19m mit der Axt war das Weiteste). Einige Male machte sich Enttäuschung in der Menge breit, als die rote Flagge signalisierte, dass das Messer zwar steckt, aber außerhalb der Trefferzone.
Nachmittags gab es dann die Siegerehrung, für welche die Veranstalter eine ziemliche Menge an eindrucksvollen Pokalen besorgt hatten. Wie von den Regeln vorgeschrieben, gab es eine extra Wertung für die teilnehmenden Frauen. Das Niveau der Teilnehmer war insgesamt sehr hoch und die Abstände an der Spitze dementsprechend gering. Unübersehbar hatte sich die internationale Elite der Werfer zu diesem Wettbewerb eingefunden. Besonders zu erwähnen sind hier Richard Wesson (USA), der als erster Werfer überhaupt 101 Punkte (von 105 möglichen) bei 3m Messer erreichte, und Mikhail Sedyshev (Russland), der aufgrund seiner stetigen Präsenz auf dem Treppchen vom Veranstalter zum Gesamtsieger gekürt werden konnte.
Mich hat es sehr gefreut, bei einem so professionell organisierten Treffen dabei sein zu dürfen, und mit so vielen Werfer-Kollegen und Freunden aus ganz Europa zu werfen, zu fachsimpeln und Gespräche zu führen. Ich hoffe, möglichst viele nächstes Jahr bei der Europa-Meisterschaft in Deutschland oder Moskau (das ist noch offen) wieder zu sehen.
Im Namen der EuroThrowers hier noch einmal herzlichen Dank an die A.L.S.I. um Americo Sabato und an alle ehrenamtlichen Helfer, die diese Meisterschaft in Rom möglich gemacht haben.
Vollständige offizielle Ergebnislisten (Männer und Frauen sind hier noch nicht getrennt), Dateiformate: OpenOffice / Excel / Übersicht als PDF
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Messer 3m (Männer)1. Platz: Richard Wesson (USA), 101 Punkte2. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 100 Punkte 3. Platz: Vladimir Sembol (CZ), 94 Punkte | |
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Messer 3m (Frauen)1. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 87 Punkte2. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 74 Punkte 3. Platz: Isabelle Oberlin (FR), 53 Punkte | |
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Messer 5m (Männer)1. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 90 Punkte2. Platz: Richard Wesson (USA), 81 Punkte 3. Platz: Sergey Fedosenko (RU), 78 Punkte | |
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Messer 5m (Frauen)1. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 67 Punkte2. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 50 Punkte 3. Platz: Anna Agafonova (RU), 30 Punkte | |
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Messer 7m (Männer)1. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 72 Punkte2. Platz: Philippe Catania (FR), 56 Punkte 3. Platz: Peter Kramer (DE), 51 Punkte | |
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Messer 7m (Frauen)1. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 36 Punkte2. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 20 Punkte 3. Platz: Anna Agafonova (RU), 12 Punkte | |
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Messer lange Distanz (Männer)1. Platz: Christian Buttarello (FR), 14,90m2. Platz: Andrey Sherstobitov (RU), 14,48m 3. Platz: Dieter Führer (DE), 14,13m | |
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Messer lange Distanz (Frauen)1. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 7,26m2. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 7,07m 3. Platz: Anna Agafonova (RU), 7,03m | |
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Axt 4m (Männer)1. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 99 Punkte2. Platz: Jiří Žižka (CZ), 96 Punkte 3. Platz: Dieter Führer (DE), 95 Punkte | |
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Axt 4m (Frauen)1. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 67 Punkte2. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 41 Punkte 3. Platz: Nathalie Meyer (FR), 35 Punkte | |
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Axt 7m (Männer)1. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 87 Punkte2. Platz: Christian Buttarello (FR), 74 Punkte 3. Platz: Pierre Cazoulat (FR), 71 Punkte | |
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Axt 7m (Frauen)1. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 27 Punkte2. Platz: Anna Agafonova (RU), 10 Punkte 3. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 9 Punkte | |
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Axt lange Distanz (Männer)1. Platz: Mikhail Sedyshev (RU), 19,09m2. Platz: Dieter Führer (DE), 18,60m 3. Platz: Christian Buttarello (FR), 16,98m | |
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Axt lange Distanz (Frauen)1. Platz: Ksenia Ryadnova (RU), 7,12m2. Platz: Cosima Dell'Anna (IT), 7,08m 3. Platz: Anna Agafonova (RU), 7,02m |
Pro Disziplin waren maximal 105 Punkte zu erreichen.
Als Regeln kamen die Europäische Regeln für Messerwerfen und Axtwerfen (Fassung: 2010) zur Anwendung.
Insgesamt gab es also die folgenden 7 Disziplinen: Messer 3m, 5m, 7m, lange Distanz; Axt 4m, 7m, lange Distanz.