Sonnenschein, aber doch 7 Grad kälter als im Rest Europas - der Ort für die Weltmeisterschaft im Messerwerfen und Axtwerfen war glücklich gewählt. Das mag zum ersten Weltrekord schon vor Beginn der Wettbewerbe beigetragen haben: mit 158 Sportlern aus 15 Ländern nahmen erstmals mehr als 150 Personen an der Meisterschaft teil. Angereist als Einzelne, in kleinen Vereins-Gruppen oder als Nationalmannschaft (Russland), ging es für die Werfer darum, sich in verschiedenen Disziplinen zu messen. Und natürlich um den zwanglosen Austausch und das freundschaftliche gemeinsame Werfen während des ganzen langen Wochenendes (1.-4. August).
Messerwerfen und Axtwerfen sind in der Vorstellung immer noch auch mit dem Wilden Westen verbunden, da passte die Umgebung hervorragend. Ausgetragen wurde die Weltmeisterschaft des EuroThrowers-Dachverbandes nämlich im
Camp Indiana in Rýmařov (Römerstadt) in Tschechien. Vor einer Steilwand steht dort ein kleines Western-Dorf, erbaut und gepflegt von örtlichen Freiwilligen. Neben Saloon und Hotel gibt es ein Fort mit imposanten Palisaden, das innen ein Amphitheater mit voll ausgestatteter Bühne bietet. Gin Šín, der tschechische Chef-Organisator vom
Verein WAC, hatte ein Rahmenprogramm zusammengestellt, um die Wild West Umgebung noch lebendiger werden zu lassen: Eine von Indiana-Jones inspirierte Aufführung im Fort, Verkaufsstände, Lasso- und Peitschenshows und -Wettbewerbe und orientalischer Bauchtanz. Letzteres scheint zum Kulturprogramm in Tschechien zu gehören - genauso wie die gut gekühlten Zapfhähne an den Bars, aus welchen neben Bier auch
Kofola ausgeschenkt wurde, die beliebte tschechische Cola.
Für Verpflegung war insgesamt bestens gesorgt, im Startgeld waren Marken für ein Mittagessen im nahegelegenen Gasthaus enthalten, und vor Ort gab es Imbissbuden für jeden Geschmack - von Steaks bis Langos. Die meisten Teilnehmer nächtigten in den sehr preiswerten Hotels der umliegenden mährischen Skiregion, auf der beschatteten Campingwiese direkt vor Ort waren aber immerhin 15 Zelte aufgeschlagen. Wer sich hier vor dem Zelt in die Hängematte legte, konnte sich gemütlich alle Teilnehmer ansehen: Das Gelände war durch die Steilwand zweigeteilt, sowohl oben wie auch unten gab es Wettbewerbsziele und (enger gestellte) Trainingsbereiche, und der Weg dazwischen führte über Treppen und Pfade einen durchaus steilen Hang hinauf - was spätestens am dritten Tag zu einer erhöhten Fitness bei allen Anwesenden geführt haben dürfte.
Neben den Standard-Wettbewerben auf Präzision und Distanz gab es auch wieder die Sonder-Disziplinen "Werfen auf Geschwindigkeit" und "Silhouette-Werfen" (um zwei Kreise herum - alle Regeln sind unten nachzulesen), heuer erstmals mit Axt und Messer, was sehr gut angenommen wurde. Ebenfalls ein Novum war die Zeitmessungs-Vorrunde im Duell-Cup. Ergebnis: Wer sich für die Duelle qualifizieren will, muss nach dem Signal schon weniger als 1100 Millisekunden brauchen, um sein Messer zu ziehen und in die Scheibe zu werfen!
Wie üblich konnte in den Standard-Wettbewerben auch No-Spin geworfen werden. Auf Betreiben von Adam Celadin hatte der Organisator heuer hierfür unter dem Titel "Grand Indiana Award" Sonderwertungen ausgelobt - die Möglichkeit wurde aber leider von weniger als 10 Teilnehmern angenommen. Beim schon länger etablierten No-Spin Walkback nahmen mit 53 Werfern um die Hälfte mehr teil als letztes Jahr, dieser Wettbewerb wurde so gut angenommen, dass hierfür sogar offiziell ein Weltmeistertitel vergeben wurde (an Joel Holopainen aus Finnland).
Meine persönliche Lieblings-Disziplin war der Abenteuer-Lauf: An sechs Zielgruppen vorbei hatte Dušan Dvořák einen Hindernis-Pfad aufgebaut, mit Paletten zum überspringen und einem Tisch, unter den man auf seinem Weg zum nächsten Ziel hindurch musste - kriechend oder per Flugrolle. Unterschiedliche Distanzen, die Messer in der Hand, die Äxte deponiert an den Zielen, das Einhalten der Reihenfolge - der Lauf war für die Teilnehmer ziemlich anspruchsvoll. Zusatzpunkte gab es dann für diejenigen, die ihn schneller als der Durchschnitt bewältigten.
Bei den hohen Temperaturen verschoben sich viele Wettbewerbe in die Abendstunden (was den Organisatoren entgegen kam), gefolgt von Unterhaltungseinlagen wie einer ästhetischen Feuershow, Livemusik, und langen Gesprächen Abends und Nachts rund um den Saloon. Wie üblich waren diejenigen Teilnehmer und Unterstützter sehr gefragt, die zwischen den verschiedenen Sprachen übersetzen konnten.
Höhepunkt war dann die Preisverleihung im Amphitheater des Forts: 90 Minuten lang gab es eine Western-Show, moderiert vom selben Conferencier, der während der letzten Tage schon unermüdlich das tschechische Publikum über das Geschehen aufgeklärt hatte. Die Handpuppe Ginger hatte sich Backstage geschlichen und gab eine Sondereinlage. Nachdem die Distanzwettbewerbe erst in der Dämmerung abgeschlossen werden konnten, wurde es hinter den Kulissen für die Logistik noch mal hektisch. Auf der Bühne konnten dann so viele Gewinner wie noch nie ihre Medaillen, Urkunden und Werfer-Statuetten in Empfang nehmen - diese waren Nachbildungen von bekannten tschechischen Werfern wie Pepe Smékal.
Für das Ausrichten der Weltmeisterschaft Vielen Dank an Gin vom WAC und seine Helfer, unter anderem Martin Heczko und Milan Fogaš (Junior und Senior), und an diejenigen, die wie Dušan Dvořák vom W-Club Urlaubstage geopfert und schon früher angereist waren, um beim Aufbau zu helfen.
Ich bin sicher, das gemeinsame Werfen in der einmaligen tschechischen Western-Atmosphäre von Camp Indiana im gastfreundlichen Rýmařov wird allen Teilnehmern im Gedächtnis bleiben!
Die Ergebnisse der Weltmeisterschaft 2018 zum Herunterladen. (ZIP-Archiv mit Tabellen-Dateien für die einzelnen Tage.)
Wenn für Siegerplätze ein Punktegleichstand vorlag, wurde der höher bewertet, der am häufigsten in Zentrum/"5 Punkte" geworfen hatte (angegeben unter "5"); wenn der Gleichstand dadurch und über das Zählen niedrigerer Punktezonen auch nicht aufgelöst werden konnte, gab es zusätzliche Würfe. In manchen Disziplinen gab es eine zusätzliche Finalrunde "f", die Punkte wurden zu denen der Hauptrunde dazu gezählt.
In einigen Fällen wurden leider die zum Auflösen von Gleichständen nötigen Daten nicht aus den Punktezetteln übertragen. EuroThrowers und der Organisator entschuldigen sich vielmals für die dadurch in den Ranglisten entstandene Uneindeutigkeit.
Als Regeln kamen grunsätzlich die Europäische Regeln für Messerwerfen und Axtwerfen (Fassung: 2010) zur Anwendung.
Zu jedem Wettbewerb muss der Werfer mit drei Wurfgeräten (Messern/Äxten) antreten. Ausnahmen nur für Wurfgeräte, die während des Werfertreffens beschädigt werden.
Muss ein Gleichstand aufgelöst werden, so wird folgendes Maß genutzt: Wie oft ist es dem Teilnehmer gelungen, einen 5-Punkte Treffer zu werfen (falls weiter nötig, dann 4-3-2 Punkte-Treffer).
Es gibt die folgenden Standard-Wettbewerbe:
Für die Präzisions-Wettbewerbe werden vier kombinierte Ranglisten erstellt: Für Frauen und Männer und Messer und Axt getrennt. Messer kombiniert die Wettbewerbe 3m, 5m und 7m, Axt kombiniert die Wettbewerbe 4m, 5m und 7m.
Die Punkte der einzelnen Wettbewerbe werden erst normalisiert, und dann zusammen gezählt. Normalisiert bedeutet hier, dass in jedem einzelnen Wettbewerb der beste Werfer 100 normalisierte Punkte erhält - so wird erreicht, dass Punkte aus anspruchsvolleren Wettbewerben (wie 7m Messer) auch mehr zählen in der kombinierten Rangliste.
Die Präzisions-Ranglisten sind die Grundlage für den die Qualifikation zur Weltmeisterschaft im Präzisionswerfen (Walkback) und für die Länder-Rangliste. Weitere Ranglisten, welche die Ergebnisse mehrere Wettbewerbe kombinieren, gibt es nicht.
Es werden die drei Länder mit den besten Werfern prämiert. Es gibt getrennte Wertungen für Männer und Frauen.
Die Rangliste der Länder basiert auf den normalisierten aufsummierten Punkten aus den Präzisions-Wettbewerben von den besten Werfer pro Land (Männer: die 5 Besten; Frauen: die 4 Besten). Die Rangliste basiert also auf den kombinierten Ergebnissen der sechs Präzisionswettbewerbe Messer und Axt. Länder mit weniger als fünf/vier Teilnehmern, die alle sechs Präzisionswettbewerbe geworfen haben, finden keine Berücksichtigung in der Rangliste.
Zu gewinnende Titel im Wettbewerb Lange Distanz: WeltmeisterIn im Messerwerfen/Axtwerfen Lange Distanz
Für den Titel der WeltmeisterIn im Präzisions-Messerwerfen/Axtwerfen tritt man im Zurückgeh-Modus an.
Nur die besten 20% der Werfer aus den Standard-Genauigkeits-Wettbewerben (mit in der Wertung: Axt 5m) qualifizieren sich für diesen Wettbewerb. Mindestteilnehmerzahl: 20 bei den Männern, 5 bei den Frauen.
Der Wettbewerb findet statt auf die markierten Entfernungen Messer 3, 4, 5, 6, 7m und Axt 4, 5, 7, 8, 10m.
Geworfen wird nacheinander auf 4 Gruppen aus je 3 Zielscheiben (wir sagen es gibt 4 Durchgänge). Bei jedem Durchgang wird pro Entfernungsmarkierung eine Runde aus 3 Würfen geworfen. Angefangen hinter der kleinsten Entfernungsmarkierung, wird nach vollendeter Runde hinter die nächste Entfernungsmarkierung zurück gegangen. Pro Durchgang wird also von allen Entfernungsmarkierungen geworfen. Die Anzahl der Würfe pro Durchgang ist somit: 5 Entfernungen x 3 Würfe = 15 Würfe.
Der Werfer muss nicht genau an den Entfernungsmarkierungen stehen zum Wurf, er hat das Recht, um bis zu 100cm minus der Länge seines Fußes zurück zu gehen.
Wie üblich findet der Duell-Cup statt. Paarweises werfen, wer nach dem Signal schneller die Scheibe trifft, ist weiter. Mit elektronischer Aufschlags-Erkennung!
Der Duell-Cup wird nach den unveränderten Duell-Cup Standard-Regeln ausgerichtet.
Es gibt heuer eine Vorrunde mit Zeitmessung. Im Finale treten die 16 schnellsten Werfer gegeneinander an.
Die folgenden Regeln stellen heuer einen reibungslosen Ablauf des Duell-Cup sicher:Geworfen wird vom Griff aus, ohne Umdrehung, im Zurückgeh-Modus.
Zu gewinnender Titel: WeltmeisterIn im Messerwerfen ohne Umdrehung.
Die kompletten Regeln für No-Spin Werfen: PDF / OpenOfficeZiel ist es, in 20 Sekunden möglichst viele Messer ins Ziel zu werfen. Mindestentfernung 3m, Mindestgewicht 200g.
Die kompletten Regeln Werfen auf Geschwindigkeit: PDF / OpenOfficeMesserwerfen in gemalte Zielscheiben, die um eine Silhouette gruppiert sind. Ein Treffer in die Silhouette wird mit Minus 10 Punkten bestraft. Mindestentfernung 3m.
Die kompletten Regeln Silhouette Messer: PDF / OpenOfficeAxtwerfen in Ziel-Kreise, die um zwei Silhouetten-Kreise gruppiert sind. Ein Treffer in die Silhouette wird mit Minus 10 Punkten bestraft. Mindestentfernung 4m.
Die kompletten Regeln Silhou-Axt: PDF / OpenOfficeDas ist seit 20 Jahren der traditionelle Walkback-Wettbewerb in Tschechien. Er besteht aus einer einzelnen Runde des üblichen Walkbacks, aber mit Entfernungen von 3m bis 11m bei Messern (4m bis 12m bei Axt), beide Füße müssen in der Zone von jeweils 1m sein. Jedes Mal muss mindestens eins der drei Werkzeuge stecken, oder man ist raus. Wenn ein Werkzeug steckt, kann man zur nächsten Zone gehen.
Mehrere Ziele auf einem Hinderniskurs von ungefähr 70m Länge. Mindestabstände von 2m bis 5m. Der Werfer kann die Wurftechnik frei wählen. Das Ziel ist es, drei Messer und drei Äxte so schnell wie möglich in die Ziele zu werfen. Die gesammelten Punkte und die für den Lauf benötigte Zeit entscheiden wer gewinnt.
Unter dem Sammelbegriff "Grand Indiana" richtete der tschechische Veranstalter einige zusätzliche Wettbewerbe aus. Dazu gehörten auch separate Ranglisten für Werfer, die in den Standard-Disziplinen ihre Messer "ohne Umdrehung" warfen.
Im Grand Prix muss man zeigen, dass man seine Peitsche (eigene mitbringen!) umfassend beherrscht. Das geht von kleinteiligen Treffern bis zum Zorro-Wettbewerb.
Man hat die Bühne für 10 Minuten, um dem Publikum eine Western Show zu bieten - eine beliebige Kombination aus Lasso, Peitsche, Messer, Axt, Revolver, Pfeil und Bogen und Tanz. Alleine, mit einem Partner, oder sogar mit dem Publikum. Schiedsrichter prämieren die beste Show. Kriterien: Stil und Technik, Kostüme, Musik, Kontakt mit dem Publikum, und Qualität der Darbietung
Video vom Wettbewerb 2015