Die Weltmeisterschaft im Messer- und Axtwerfen 2016 fand - wie schon 2012 - in den italienischen Dolomiten statt. Austragungsort vom 21.-24. Juli war die Messer-Stadt Maniago, die EuroThrowers-Weltmeisterschaft war eingebettet in das dort statt findende Messer-Fest. Maniago hat als Stahlwaren-Hersteller einen ähnlichen Ruf wie Solingen in Deutschland, und präsentierte sein Können mit Damast-Bearbeitung auf dem Stadtplatz und einer Messermacher-Messe im Palazzo d'Attimis. Mein persönliches Highlight waren ein Schmied und eine Schmiedin, die den heißen Stahl zwei Minuten im Wechsel so bearbeiteten, dass eine Melodie erklang.
Veranstaltet hatte die Meisterschaft der Verein SILCA mit einem Team um Präsident Stefano Cristini - das flexibel und engagiert auf Störungen im Ablauf reagierte. Die Verpflegung auf dem umfriedenten Gelände (genannt "La Centa Dei Conti") war ebenfalls sehr italienisch: Freiwillige des Stadt-Vereins hatten eine Küche aufgebaut, und boten frisch zubereitete Spezialitäten wie Frittata und
Caponata an. Bei Temperaturen gut über 30° war es eine Erleichterung, dass die Bar ständig geöffnet war. Gegen schwitzende Hände hatten die Teilnehmer mehrere Rezepte, Pierre Cazoulat beispielsweise einen Beutel mit feinem Bretagne-Sand.
Gekommen waren heuer 133 Teilnehmer (davon 29 Frauen) aus 11 Ländern, um sich beim Großen Werfertreffen auszutauschen und im Wettkampf zu messen. Die Russische Mannschaft, seit Jahren stark vertreten, schaffte es dabei erstmals in der Länderwertung auf das Treppchen.
Am Wochenende befanden sich immer mindestens 15 Zuschauer auf dem Platz, die vom Messer-Festival herüber geschlendert waren. Viele interessierten sich dabei mehr für das bunte Werfen bei den Übungs-Scheiben, als für das Präzisions-Werfen im Wettbewerbs-Bereich, der auch weiträumiger abgesperrt war.
Neben der Weltmeisterschafts-Disziplin Walkback, dem Werfen auf Geschwindigkeit und dem auf Lange Distanz gab es zwei neue experimentelle Disziplinen, ausgewählt vom Organisator SILCA: Bei Geneigte Ziele galt es, auf schräg aufgestellt Planken zu werfen, und dabei die richtige Zielzone zu treffen. Der Trick war dabei, die Entfernung mit dem Blick anzupassen. Für Hunter wurde ein Reifen ins Gras geworfen, und von hier musste der Teilnehmer - mithin auf unbekannte Entfernung - auf zwei geneigte tiefe Ziele werfen, und auf eine Baumscheibe am Pendel. Diese Herausforderungen machten sich in ganz neuen Köpfen auf dem Podium bemerkbar.
Die No-Spin Fraktion (31 Teilnehmer), die beim instinktiven Werfen Messer ohne Umdrehung wirft, unternahm engagiert Anstrengungen, mit Schnellkursen der großen Mehrheit der traditionellen Messerwerfer ihre Wurf-Philosophie näher zu bringen.
Die schicken hochglanzpolierten Wurfmesser, die im Wettbewerb Geschwindigkeit zum Einsatz kamen, wurden speziell für die Weltmeisterschaft vom Sponsor LionSteel (mein Tip: deren
Olivenholz-Küchenmesser) produziert - und jeder Teilnehmer durfte eines mit nach Hause nehmen als Andenken.
Viele Wurfmesser wechselten auch in Maniago wieder den Besitzer - meist im Tausch, aber es gab auch einen Tisch beim Schiedsrichterzelt, in dem Teilnehmer ihre Wurfmesser (komplett handgearbeitet oder aus Kleinserien) zum Kauf anboten. Unter den Teilnehmern war der Umgang wie immer bei Werfertreffen herzlich, und die Stimmung sehr gut.
Die Weltmeisterschaft im Messerwerfen und Axtwerfen in Maniago war ein schöner ein Erfolg. Die Sportler waren begeistert von der freundschaftliche Atmosphäre, dem klar strukturierten Gelände, dem guten Essen und den abwechslungsreichen Disziplinen. An Stefano Cristini, Maurizi Davani und all die weiteren Helfer von der SILCA einen herzlichen Dank für das Ausrichten der Weltmeisterschaft!
Der EuroThrowers-Dachverband (mit aktuell
18 Mitgliedsvereinen) kümmert sich darum, dass es jedes Jahr eine gemeinsame Meisterschaft gibt, und stimmt die
Regeln dafür ab. Die Organisation vor Ort übernimmt ein Mitgliedsverein – heuer die SILCA. Die EuroThrowers helfen bei der Planung, und übernehmen die internationale Bewerbung der Veranstaltung.
Vielen Dank an die Schatzmeisterin Jacqueline Boof, die vor Ort die Listen verwaltete und die Mitgliedsgebühren einsammelte!
Den Gastgeber-Verein SILCA, vertreten durch den Organisator Stefano Cristini.
Maurizio Davani für die unermüdliche Arbeit in der Vorbereitung und bei der Ergebnis-Erfassung.
Kommune von Maniago
Lion Steel (Messerhersteller, Sponsor)
AICS (Sportförderung)
Team SILCA:
Daniele Artico
Tiziana Di Carlo
Marco Colletti
Carlo Cristini
Bruno Davetti
Claudia Magli
Massimiliano Mantua
Paolo Pilastrini
Giuliano Sciarri
Maria Verde
Duri Vetsch und Christian Thiel von EuroThrowers für die internationale Ansprache und Koordination.
Die Regeln für die Meisterschaft in Maniago wurden wie üblich Monate vorher bekannt gegeben. Sie sind unten gelistet.
Gegenüber den veröffentlichten Regeln gab es folgende vor Ort vor der SILCA bekannt gegebene Änderung:
Die Veranstalter konnten das Werfen um eine Silhouette nicht mit lokalen Gepflogenheiten und ihrem Bild vom Wurfsport vereinbaren, deshalb wurde die Silhouette durch eine schmale geometrische Struktur näher an den Zielzonen ersetzt, und die Punktewertung auf +5/0/-5 vereinfacht.
Als Regeln werden die Europäische Regeln für Messerwerfen und Axtwerfen zur Anwendung kommen, es gibt daher die folgenden Wettbewerbe:
Zu jedem Wettbewerb muss der Werfer mit drei Wurfgeräten (Messern/Äxten) antreten. Ausnahmen nur für Wurfgeräte, die während des Werfertreffens beschädigt werden.
Muss ein Gleichstand aufgelöst werden, so wird folgendes Maß genutzt: Wie oft ist es dem Teilnehmer gelungen, einen 5-Punkte Treffer zu werfen (falls weiter nötig, dann 4-3-2 Punkte-Treffer).
Für die Präzisions-Wettbewerbe werden vier virtuelle kombinierte Ranglisten erstellt (keine Titel sind zu gewinnen): Für Frauen und Männer und Messer und Axt getrennt. Messer kombiniert die Wettbewerbe 3m, 5m und 7m, Axt kombiniert die Wettbewerbe 4m, 5m und 7m.
Die Punkte der einzelnen Wettbewerbe werden erst normalisiert, und dann zusammen gezählt. Normalisiert bedeutet hier, dass in jedem einzelnen Wettbewerb der beste Werfer 100 normalisierte Punkte erhält - so wird erreicht, dass Punkte aus anspruchsvolleren Wettbewerben (wie 7m Messer) auch mehr zählen in der kombinierten Rangliste.
Die Präzisions-Ranglisten sind die Grundlage für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft im Präzisionswerfen, und für die Länder-Rangliste. Weitere Ranglisten, welche die Ergebnisse mehrere Wettbewerbe kombinieren, gibt es nicht.
Zu gewinnende Titel im Wettbewerb Lange Distanz: WeltmeisterIn im Messerwerfen/Axtwerfen Lange Distanz
Für den Titel der WeltmeisterIn im Präzisions-Messerwerfen/Axtwerfen tritt man im Zurückgeh-Modus an.
Nur die besten 20% der Werfer aus den Standard-Genauigkeits-Wettbewerben (mit in der Wertung: Axt 5m) qualifizieren sich für diesen Wettbewerb. Mindestteilnehmerzahl: 20 bei den Männern, 5 bei den Frauen.
Der Wettbewerb findet statt auf die markierten Entfernungen Messer 3, 4, 5, 6, 7m und Axt 4, 5, 7, 8, 10m.
Geworfen wird nacheinander auf 4 Gruppen aus je 3 Zielscheiben (wir sagen es gibt 4 Durchgänge). Bei jedem Durchgang wird pro Entfernungsmarkierung eine Runde aus 3 Würfen geworfen. Angefangen hinter der kleinsten Entfernungsmarkierung, wird nach vollendeter Runde hinter die nächste Entfernungsmarkierung zurück gegangen. Pro Durchgang wird also von allen Entfernungsmarkierungen geworfen. Die Anzahl der Würfe pro Durchgang ist somit: 5 Entfernungen x 3 Würfe = 15 Würfe.
Der Werfer muss nicht genau an den Entfernungsmarkierungen stehen zum Wurf, er hat das Recht, um bis zu 100cm minus der Länge seines Fußes zurück zu gehen.
Es werden die drei Länder mit den besten Werfern prämiert.
Die Rangliste der Länder basiert auf den normalisierten aufsummierten Punkten aus den Präzisions-Wettbewerben von den fünf besten Werfer pro Land (Männer und Frauen zusammen). Die Rangliste basiert also auf den Ergebnissen der sechs Präzisionswettbewerbe Messer und Axt. Länder mit weniger als fünf Teilnehmern, die alle sechs Präzisionswettbewerbe geworfen haben, finden keine Berücksichtigung in der Rangliste.
Ziel ist es, in 20 Sekunden möglichst viele Messer ins Ziel zu werfen. Mindestentfernung 3m, Mindestgewicht 170g. (Sonst gleiche Regeln wie letztes Jahr.)
Die kompletten Geschwindigkeits-Regeln: PDF /
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Bei diesem Wettbewerb müssen die Position des Zieles und seine Entfernung geschätzt werden. Für Messer und Äxte.
Die kompletten Hunter-Regeln: PDF /
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Bei diesem Wettbewerb müssen Messer in eine schräge Planke geworfen werden - Trefferzonen weiter hinten bringen mehr Punkte.
Die kompletten Regeln für Geneigte Ziele: PDF /
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Messerwerfen in gemalte Zielscheiben, die um eine Silhouette gruppiert sind. Ein Treffer in die Silhouette wird mit Minus 10 Punkten bestraft. Mindestentfernung 3m.
Die kompletten Regeln für Silhouette: PDF /
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Geworfen wird mit einer halben oder ganz ohne Umdrehung. Im Jahr 2016 wird, um dem engen Zeitrahmen gerecht zu werden, nur der erste Durchgang geworfen.
Die kompletten Regeln für Instinktives Werfen: PDF /
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