Auf der Eurothrowers Weltmeisterschaft im Messerwerfen und Axtwerfen haben wir schöne britische Zirkuserlebnisse gesammelt. Wem die Worte "britisch" und "Zirkus" im gleichen Satz komisch vorkommen, der lese weiter.
Über ein langes Wochenende trafen sich 124 Werfsportler (davon 33 Frauen) aus 12 Ländern in Newark-on-Trent in England um miteinander zu werfen, voneinander zu lernen - und in Wettbewerben gegeneinander anzutreten.
Das Wetter war selbstverständlich very britisch, von "Wo ist die Sonnencreme" über Regenschauer bis zu Windböen. Die Punktzahlen blieben auch 20 Prozent unter den Werten der Vorjahre - aber das ist zu erwarten, wenn einem der Regen seitwärts ins Gesicht weht.
Das Gelände war bestens! Es gab zahlreiche und stabile Wurfziele (Danke Nev und Buildbase!), so dass man sich ohne große Schlange immer aufwärmen konnte, oder bei einem der Top-Werfer ein zwangloses Wurfstil-Coaching bekommen. Auf der Wiese gab es genug Platz, um sich einfach mal fallen zu lassen, und zwei Zelte dienten als Treffpunkt.
Im Namen von KATTA UK, dem Veranstalter der Eurothrowers-Meisterschaft, eröffnete John Taylor die Wettbewerbe. Er stimmte alle Teilnehmer gleich darauf ein, als Hilfschiedsrichter einzuspringen und die Punkte des jeweils nächsten Werfers am selben Ziel aufzunehmen.
Zum letzten Mal warfen die Teilnehmer die Einzeldistanz-Präzisionsdisziplinen. Ab 2020 werden bei der Meisterschaft alle Teilnehmer den WalkBack werfen - nach jeweils drei Würfen geht man sofort zurück zur nächsten Distanz. (Über welche weiteren Regeln die Eurothrowers in ihrer Mitgliederversammlung abgestimmt haben, steht im extra Kasten.)
Dank Qualifizierungsrunde mit Zeitmessung wurden im Duell-Cup geschwind die 16 schnellsten Werfer gefunden. Danila war nicht nur der Allerjüngste, sondern auch der der Allerschnellste, sein Messer brauchte nur 910ms, um nach dem Signal im Ziel zu stecken - nicht schneller als sein Schatten, aber fast. Bei den Finalen waren die Zuschauer mucksmäuschenstill - keiner wollte die Kontrahenten vor den Zielscheiben mit der Ampel in der Konzentration stören.
Neben den Standard-Disziplinen Große Distanz, Geschwindigkeit und Silhouette (Chris Miller holte alle möglichen Punkte!) hatte sich die KATTA den Mountain Man ausgedacht, wo es galt, mit Messer und Axt fünf Spielkarten zu treffen.
Und was ist jetzt mit dem Zirkus? Die Weltmeisterschaft war Teil der European Juggling Convention EJC 2019, neben den 250 Werfern und ihren Unterstützern waren auf dem Gelände noch 3500 Jongleure und Einradfahrer und Hochseilartisten (wer das ausprobieren wollte, wurde am Rücken sicherheitshalber angeleint). In den drei großen Zirkuszelten gab es regelmäßig Shows, und Abends Open Stage. Auf dem ganzen Gelände übten Tag und Nacht kleine und große Gruppen akrobatische Kunststücke, oder jonglierten (Leucht-Keulen sehen Nachts toll aus!). Die meisten Zuschauer gab es beim Beach-Volleyball-Turnier mit Jonglierkeulen. Fast alle Convention-Teilnehmer zelteten auf dem Gelände und kochten selbst, aber einige Verpflegungsstände waren auch aufgebaut - ich holte mir regelmäßig einen doppelten Veggie-Burger.
Die Vereinskollegen von den Essex Backyard Throwers boten die ganze Convention-Woche über Kurse im sicheren Messewerfen und Axtwerfen an - und konnten so hunderte Jongleure mit unserem Sport bekannt machen!
Der Wind hatte unser großes Zelt umgeblasen, so dass die Siegerehrung im kleinen Schiedsrichter-Zelt statt finden musste. Die Applaus-Rufe der fast schon kuscheligen Runde drohten dann auch noch dieses Zeltdach wegzufegen. Wenn die Gewinner neidische Blicke bekamen, dann nur wegen der wohnzimmertauglichen Glaspokale, und der von Kari Salonius als Preise gestifteten und selbst geschmiedeten Wurfmesser und Pfeifen-Äxte.
Vielen Dank an Litte John, Richard Sunderland, Neville Oldroyd, Nicola Wetherill, Mark Lee, Mo Gagawara, Martin Dale, Paul Swain, Owen Channer, Justin Mosley, George Leeming und Zoe Sunderland, die Woodend Warriors, East Coast Target Sports, die Phoenix Throwers, die Norfolk Flingers, und eben das ganze "Team GB"! Mit der durchdachten Organisation schufen sie eine unterhaltsame Weltmeisterschaft inmitten einer einzigartigen Zirkus-Atmosphäre.
Mitgliederversammlung des EuroThrowers-Dachverbandes
Der EuroThrowers-Dachverband kümmert sich darum, dass es jedes Jahr eine gemeinsame Meisterschaft gibt, und stimmt die
Regeln dafür ab. Die Organisation vor Ort übernimmt ein Mitgliedsverein – heuer KATTA UK. Die EuroThrowers helfen bei der Planung, und übernehmen die internationale Bewerbung der Veranstaltung.
Die Ergebnisse der Weltmeisterschaft im Messerwerfen und Axtwerfen 2019 zum Herunterladen als Tabellen und als PDFs zum Ausdrucken im ZIP-Archiv.
Wenn für Siegerplätze ein Punktegleichstand vorlag, wurde der höher bewertet, der am häufigsten in Zentrum/"5 Punkte" geworfen hatte (angegeben unter "5"); wenn der Gleichstand dadurch und über das Zählen niedrigerer Punktezonen auch nicht aufgelöst werden konnte, gab es zusätzliche Würfe.
Als Regeln kamen grunsätzlich die Europäische Regeln für Messerwerfen und Axtwerfen (Fassung: 2010) zur Anwendung.
Zu jedem Wettbewerb muss der Werfer mit drei Wurfgeräten (Messern/Äxten) antreten. Ausnahmen nur für Wurfgeräte, die während des Werfertreffens beschädigt werden.
Muss ein Gleichstand aufgelöst werden, so wird folgendes Maß genutzt: Wie oft ist es dem Teilnehmer gelungen, einen 5-Punkte Treffer zu werfen (falls weiter nötig, dann 4-3-2 Punkte-Treffer).
Es gibt die folgenden Standard-Wettbewerbe:
Für die Präzisions-Wettbewerbe werden vier kombinierte Ranglisten erstellt: Für Frauen und Männer und Messer und Axt getrennt. Messer kombiniert die Wettbewerbe 3m, 5m und 7m, Axt kombiniert die Wettbewerbe 4m, 5m und 7m.
Die Punkte der einzelnen Wettbewerbe werden erst normalisiert, und dann zusammen gezählt. Normalisiert bedeutet hier, dass in jedem einzelnen Wettbewerb der beste Werfer 100 normalisierte Punkte erhält - so wird erreicht, dass Punkte aus anspruchsvolleren Wettbewerben (wie 7m Messer) auch mehr zählen in der kombinierten Rangliste.
Die Präzisions-Ranglisten sind die Grundlage für den die Qualifikation zur Weltmeisterschaft im Präzisionswerfen (Walkback) und für die Länder-Rangliste. Weitere Ranglisten, welche die Ergebnisse mehrere Wettbewerbe kombinieren, gibt es nicht.
Es werden die drei Länder mit den besten Werfern prämiert.
Die Rangliste der Länder basiert auf den normalisierten aufsummierten Punkten aus den Präzisions-Wettbewerben von den fünf besten Werfer pro Land. Die Rangliste basiert also auf den kombinierten Ergebnissen der sechs Präzisionswettbewerbe Messer und Axt. Länder mit weniger als fünf Teilnehmern, die alle sechs Präzisionswettbewerbe geworfen haben, finden keine Berücksichtigung in der Rangliste.
Zu gewinnende Titel im Wettbewerb Lange Distanz: WeltmeisterIn im Messerwerfen/Axtwerfen Lange Distanz
Für die Titel der WeltmeisterIn im Präzisions-Messerwerfen/Axtwerfen tritt man im Zurückgeh-Modus an.
Nur die besten 20% der Werfer aus den Standard-Genauigkeits-Wettbewerben (mit in der Wertung: Axt 5m) qualifizieren sich für diesen Wettbewerb. Mindestteilnehmerzahl: 20 bei den Männern, 5 bei den Frauen.
Der Wettbewerb findet statt auf die markierten Entfernungen Messer 3, 4, 5, 6, 7m und Axt 4, 5, 7, 8, 10m.
Geworfen wird nacheinander auf 4 Gruppen aus je 3 Zielscheiben (wir sagen es gibt 4 Durchgänge). Bei jedem Durchgang wird pro Entfernungsmarkierung eine Runde aus 3 Würfen geworfen. Angefangen hinter der kleinsten Entfernungsmarkierung, wird nach vollendeter Runde hinter die nächste Entfernungsmarkierung zurück gegangen. Pro Durchgang wird also von allen Entfernungsmarkierungen geworfen. Die Anzahl der Würfe pro Durchgang ist somit: 5 Entfernungen x 3 Würfe = 15 Würfe.
Der Werfer muss nicht genau an den Entfernungsmarkierungen stehen zum Wurf, er hat das Recht, um bis zu 100cm minus der Länge seines Fußes zurück zu gehen.
Wie üblich findet der Duell-Cup statt. Paarweises werfen, wer nach dem Signal schneller die Scheibe trifft, ist weiter. Mit elektronischer Aufschlags-Erkennung!
Der Duell-Cup wird nach den unveränderten Duell-Cup Standard-Regeln ausgerichtet.
Es gibt heuer eine Vorrunde mit Zeitmessung. Im Finale treten die 16 schnellsten Werfer gegeneinander an.
Die folgenden Regeln stellen einen reibungslosen Ablauf des Duell-Cup sicher:Geworfen wird vom Griff aus, ohne Umdrehung, im Zurückgeh-Modus. Mindestgewicht 230g.
Zu gewinnender Titel: WeltmeisterIn im Messerwerfen ohne Umdrehung.
Die kompletten Regeln für No-Spin Werfen: PDF / OpenOfficeZiel ist es, in 20 Sekunden möglichst viele Messer ins Ziel zu werfen. Mindestentfernung 3m, Mindestgewicht 200g.
Die kompletten Regeln Werfen auf Geschwindigkeit: PDF / OpenOfficeMesserwerfen Axtwerfen in Ziel-Kreise, die um zwei Silhouetten-Kreise gruppiert sind. Ein Treffer in die Silhouette wird mit Minus 10 Punkten bestraft.
Die Fläche des Ziels wird geviertelt. In jedem Viertel wird eine Spielkarte angebracht, außerdem eine in der Mitte. Fünf Messer und fünf Äxte müssen jetzt in das richtige Viertel/die Mitte geworfen werden, mit extra Punkten, wenn man das Wurfgerät in der richtigen Karte zum Stecken bekommt.
Die kompletten Mountain Man Regeln: PDF